Begegnungen in Myanmar 

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Langsam verstehe ich, wie ein Popstar sich wohl so fühlen könnte. Niemals gelingt es mir hier, in der Menge unterzutauchen. Wo ich auch hingehe, werde ich angelacht, man zeigt mit dem Finger auf mich, tuschelt und grüßt mich. Manche kommen sogar vorbei und wollen meine Hand schütteln. Oft posiere ich für Fotos. Ja, man kann nicht leugnen, dass ich als große, weiße, alleinreisende Frau eine Attraktion bin.

Neben diesen fast schon alltäglichen Erlebnissen mit den Menschen in Myanmar ist es schwierig, über ein Verkaufsgespräch und einen sehr kurzen Small Talk hinauszukommen. Aber es gibt für mich besondere Begegnungen, die ich in Erinnerung behalten möchte:

Yangon: Soeben war ich aus der Ringbahn gestiegen und um zwei Ecken gegangen. Ich befand mich mitten in einem Wohnviertel. Da kam ein vielleicht sieben-jähriger Junge aus einem Haus, sah mich überrascht an und sagte schüchtern etwas, das wie eine Begrüßung klang. Ich lächelte noch ein bisschen breiter und sagte „hello“. Als er schüchtern an mir vorbeiging, berührte er mich sacht am Bein.

Bago: Ein kleines Mädchen kam an einer Pagode auf mich zu. Sie hatte die typische gelbe Farbe im Gesicht und einen kürzlich geschorenen Kopf. Sie trug ein helllila T-Shirt und eine sandfarbend Hose. Ohne mir ins Gesicht zu sehen, nahm sie meine rechte Hand und schüttelte sie. Ihre Familie rief ihr „minglabar, minglabar!“ zu. Das sagte sie dann ganz leise und blieb ruhig neben mir stehen. Ihre Familie rief ihr wohl zu, sie möge jetzt weiterkommen. Unwillig ließ sie nach einem kurzen Zögern meine Hand los und ging rückwärts zu ihrer Familie. Ihre Oma winkte mir zu. Ich winkte zurück. Ich winkte auch noch dem kleinen Mädchen zu, die mich endlich ansah und begeistert zurückwinkte. Das wiederholten wir noch zweimal, bis ihre Familie sie überzeugt hatte, jetzt endlich weiterzugehen.

Kalaw I: Beim Abendessen sprach mich einer der Hotelmitarbeiter an. Er hatte gehört, dass ich vorher in Nepal gewesen war und wollte wissen, wie es mir dort gefallen habe. Es stellte sich heraus, dass er Nepali ist und seine Eltern in den 30ern nach Myanmar gekommen sind. Er selbst hatte Anfang der 80er das Land verlassen, um in Malaysia in einer Fabrik und später in Thailand im Tourismus zu arbeiten. Er erzählte mir von den menschenunwürdigen Bedingungen, die er in Malaysia erlebt hatte und wie er schließlich legal in Thailand bleiben durfte. Er ist erst 2015 wieder zurück nach Myanmar gekommen und spart jetzt für eine Reise nach Nepal.

Kalaw II: „Are you katolik?“ fragte mich die Hotelmitarbeiterin, als ich sie Garten traf. Ich sah sie überrascht an. Sie wiederholte ihre Frage und deute dabei auf meine Halskette mit dem Kreuz-Anhänger. Ich sagte ihr, dass ich Protestantin sei. Da schaute sie etwas enttäuscht. Ich fragte sie, ob sie katholisch sei. Sie zog eine ähnliche Kette, wie ich sie trage, hervor, deren Anhänger unter ihr Shirt gerutscht war, hielt sie mir stolz lächelnd hin und sagte: „I am katolik!“ Protestanten kenne sie keine in Myanmar, sagte sie mir. Schade, dass wir wegen unserer Sprachbarriere nicht noch mehr darüber plaudern konnten.



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