Eine Nacht im Okavango-Delta

Veröffentlicht in: Afrika, Botsuana | 1

​Das Okavango-Delta – ein weiterer Baustein des Afrikamythos. Wir näherten uns ihm ganz langsam. Am späten Nachmittag stieg ich mit Justin und Matt, zwei meiner Reise-Buddys, am Flughafen von Maun in eine kleine Propellermaschine, weil wir uns das Delta aus der Luft ansehen wollten.

Andere Deltas, die ich kenne, sind Flussarme, die sich in grüner Landschaft verzweigen und dann in einen See oder ins Meer münden. Nicht so das Okavangodelta. Es ist ein Binnendelta, so groß wie Belgien. Statt einzelner Arme sieht man aus der Luft zu dieser Jahreszeit weites Grasland, in dem sich der Himmel spiegelt. Das Gras ist allerdings Schilf, wie ich am nächsten Tag lernen sollte. Zwischendrin sind richtige Seen und Wasserstraßen, dazwischen grüne Inseln mit Bäumen und Sträuchern.

Wenn man genau hinsieht und so viel Glück hat wie wir, entdeckt man Elefantenherden, die durch das Schilf planschen, und Nilpferde, die in den Seen liegen. Wir sahen außerdem Impalaherden und Giraffen. Und die grüne Weite des Deltas. Alle Tiere waren aus einer Höhe von 500 Metern nicht größer als Stecknadelköpfe, aber deutlich zu erkennen.

Am folgenden Morgen starteten wir in unsere „delta experience“. Wir wurden um halb acht mit zwei offenen Fahrzeugen abgeholt und durch dichtes Buschland zu einer kleinen Bucht gefahren. Die Piste war bucklig und teilweise überschwemmt, so dass schon diese Fahrt großen Spaß machte.

In der Bucht warteten unsere Polers (Guides und Gondoliere in Personalunion) mit kleinen Booten auf uns, um uns jeweils zu zweit ins Delta hinauszugefahren. Wir saßen – oder sollte ich sagen: chillten? – superbequem auf losen Plastiksitzen, auf die unsere Schlafmatten gelegt waren, bekamen alle unsere Fragen beantwortet und ließen uns auf Augenhöhe mit Schilf und Wasserlilien durch die wunderschöne Deltalandschaft gondeln. Über uns zogen die Fischadler ihre Kreise.

Nach gut einer Stunde kamen wir an unserem Camp-Platz an. Gemeinsam mit unseren Polers bauten wir die Zelte und die Küche auf und wurden in die Regeln des Camplebens eingeführt:

  • Wenn die Schaufel weg ist, ist das Buschklo (aka: die Grube) besetzt.
  • Nicht mehr als 50 Meter vom Camp entfernen, ohne dass ein Poler dabei ist.
  • Schwimmen an der Badestelle nur bis Sonnenuntergang. Und wenn ein Poler dabei ist. Ist ja klar.


Dann aßen wir Lunch und genossen die Ruhe des Deltas. Die auch von unserem Lachen nicht nachhaltig gestört wurde. Zwischendurch schauerte es zweimal kurz.

Nachdem es uns ein paar Norweger vorgemacht hatten, wagte ich mich mit Michèle und Moana auch in den Okavango zum Baden; eine schweizerisch-deutsche Heldentat, wie wir fanden. Und was für ein Genuss! Das Wasser war herrlich. Ich hatte erwartet, dass der Grund matschig und schleimig sein würde, aber er war wunderbar sandig-weich. Und das Nilpferd blieb auch dort, wo es sein sollten (in seiner Lagune 500 Meter weiter). Wir konnten es aber einmal rufen hören. Und den Poler, der Grunzgeräusche machte, um uns zu ärgern, hörten wir auch.

Gegen halb fünf bestiegen wir wieder unsere Boote und nach einem kurzen Zebra- und Impalastopp auf einer der Inseln fuhren wir das Nilpferd besuchen.

(Nilpferd am Morgen)

Anschließend machten wir einen „kleinen“ Spaziergang auf einer anderen Insel, der ziemlich ausgeweitet wurde, als eine Engländerin eine Giraffenherde in der fernsten Ferne erblickte, der wir uns vorsichtig näherten.

Danach hatten wir es ziemlich eilig, zum Camp zurückzukehren. Dabei begleitete uns ein wunderschöner Sonnenuntergang über dem Delta. Pünktlich zur Dunkelheit waren wir wieder auf unserer Insel.

Nach dem Abendessen unterhielten uns unsere Polers mit improvisiertem Tanz und Gesang am Lagerfeuer. Dabei zogen einige so eine fette Show ab und alle hatten einfach so viel Spaß dabei, dass der Funke ganz schnell übersprang. Besonders das Lied von den Fröschen und die Deltahymne waren großes Kino. Hier letztere in voller Länge:

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Bevor ich in mein Zelt kletterte, schaute ich noch eine Weile mit ein paar anderen den blinkenden Glühwürmchen und den funkelnden Sternen beim Leuchten zu. Dazu machten ein paar Grillen und Frösche ein Heidenspektakel.

Erstaunlich, wie laut es im Delta nach Sonnenuntergang wird. Gegen halb vier wachte ich mit klopfendem Herzen auf. Erst langsam verstand ich, dass der Löwe, den ich da gehört hatte, wirklich sehr weit weg war.

Genau wie ich hörten die beiden Engländerinnen im Zelt neben mir wenig später ein dumpfes Geräusch zwischen uns, fast wie Schritte. Aber welches Tier kann man schon so laut laufen hören? Beim Frühstück amüsierten wir uns mit Vermutungen, was das wohl gewesen sein könnte. Die Polers versicherten uns aber, dass es keine frischen Elefantenspuren im Camp gab. Unser 24 Stunden im Delta waren aber auch ohne den nächtlichen Besuchs eines der Big Five abenteuerlich genug.



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