Seit meiner ersten Reise nach Portugal kenne und liebe ich die Patéis de Nata, die Puddingtörtchen mit Blätterteig, die es überall in portugiesischen Bäckereien und Supermärkten gibt. Sie alle gehen zurück auf die Pastéis de Belém, die angeblich allerbesten Pastéis des Landes. Diese Originale musste ich bei meinem Besuch in Lissabon naürlich probieren, auch wenn ich vorab den Hype zugegebenermaßen für etwas übertrieben hielt.
Ich hatte gelesen, dass es in dem Café sehr voll und sehr laut sei und es dort viele Touristen gebe. Also eigentlich kein Ort, an dem ich normalerweise sein will. Dann hat mir allerdings eine Portugiesin, die ich nach Tipps für Lissabon fragte, gesagt, das Café sei doch ein absolutes Muss, da es die allerbesten Pastéis des Landes verkaufe. Wenn sogar sie das sagt … Aber konnten die Patéis wirklich sooo viel besser sein, als all die unglaublich leckeren Törtchen, die ich bereits gegessen hatte?
Um es kurz zu machen: ja!
Die Wiege der Pastéis de Belém liegt in Belém, einem Ort, der inzwischen ein Stadtteil von Lissabon ist. Dort gibt es das Hieronymitenkloster, das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Geschichte der Pastéis de Belém ist eng mit diesem Kloster verbunden, denn das Rezept stammt aus der Klosterküche. Für die Stärkung von Hauben und Leinen wurde jede Menge Eiweiß benötigt. Die übriggebliebenen Eigelb wurden in diese wunderbaren Törtchen verbacken und das Rezept bestimmt über die Jahre perfektioniert. Als die Mönche 1834 ihr Kloster verlassen mussten, kam einer auf die Idee, in dem kleinen Laden einer nahen Zuckerraffinerie diese Törtchen zu verkaufen. 1848 wurde das Café eröffnet.
Die Pastéis de Belém bestehen nur aus Mehl, Zucker, Eigelb, Milch und Butter, aber das Rezept der wahren Patéis ist natürlich streng geheim. Beim Backen karamelisiert der Zucker auf den gelben Törtchen und verleiht ihnen die typische braun-schwarze Sprenkelung.
Bei meinem Besuch stellte ich fest, dass es in dem Café tatsächlich voll und laut ist, aber es gibt so viele verschachtelte, hübsch gekachelte Räume, dass das fast gar nicht auffällt. Ich war sehr überrascht, weil die Preise so günstig waren – denn schließlich erwartete ich immer noch Touri-Nepp. Ich fand einen Platz in einem ruhigen Nebenraum und bestellte mir einen Pastel und einen Galau, den portugiesischen Milchkaffee. Der Service war gut, schnell und sehr freundlich – eine weitere Überraschung. Spätestens als ich meinen eigenen Pastel de Belém auf dem Teller vor mir hatte, waren der Lärm und meine Skepsis vergessen.
Schon beim Reinbeißen war ich überzeugt, dass das der allerbeste Pastel ist, den ich je gegessen hatte. Das Törtchen war noch warm und der Teig knusperte zart. Die Füllung war fluffig, cremig und genau richtig süß.
Unnötig zu erwähnen, dass ich mir beim schmunzelnden Kellner gleich noch einen bestellt habe. Und seitdem für die Supermarkt-Pastéis verloren bin.
Vor ein paar Wochen brachte mir ein Freund tatsächlich sechs dieser wunderbaren Törtchen aus Lissabon mit. Sechs! Ganz frische. Für mich ganz alleine! Ich wäre fast in Ohnmacht gefallen. Und ich muss sagen: Auch abseits von all dem Trubel von Belém schmecken diese Pastéis weltklasse!
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PS: Für eine weitere virtuelle Reise in die Welt der Pastéis de Belém empfehle ich die Webseite des Cafés, auf der es schicke Fotos und auch einen unterhaltsamen Film zur Geschichte gibt. Keine Ahnung, was sie sagen, aber er ist entzückend.