Überraschung: Die große Reise hat begonnen

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Als ich am Samstag im Zug gen Süden saß und mit dem Blick aus dem Fenster mein Lebenstempo etwas abzubremsen versuchte, holte mich stattdessen die Realität mit einer Erkenntnis ein: Ich bin heimatlos. Und deshalb ab sofort unterwegs. Meine große Reise hatte schon viel früher begonnen, als in meinem wohldurchdachten Plan vorgesehen war.

Die letzten Wochen sind zwischen Umzugskisten, Reisebürokratie, Impfungen und Vorerst-letzten-Malen vorbeigerauscht. Nach einem würdigen Abschiedsabend in Göttingen übergab ich am Samstagmittag meine ziemlich leergeräumte Wohnung an den Zwischenmieter. Schon eine halbe Stunde später saß ich im ICE gen Süden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich geglaubt, noch knapp zwei Wochen Zeit zu haben, bis es losgeht und somit noch viele Tage, um mich an den Gedanken zu gewöhnen und mich mental vorzubereiten.

Dann der Schock: Ich bin bereits unterwegs. All die Abschiede der letzten Woche, während derer eine Stimme in mir rief: „Was soll denn das? Das hat doch alles noch Zeit!“, waren ernst gemeint. Ich feierte eine Abschiedsparty, ging zum vorerst letzten Mal mit den besten Freunden Essen, Kaffeetrinken, spazieren und hörte mich sagen: „Ja, ja, das geht jetzt alles ganz schnell.“ Doch dabei hatte ich das sichere Gefühl, dass das eigentlich alles nur Übungen waren und ich in Wahrheit noch ewig Zeit bis zum richtigen Abschied hätte.

Und so kam es, dass ich an einem sonnigen Samstagnachmittag irgendwo südlich von Kassel plötzlich begriff, dass meine große Reise schon begonnen hat. Ich hatte meinen eigene Aufbruch verpasst. Das Abenteuer war unbemerkt gestartet und hatte mich sicherheitshalber einfach mitgenommen. Nach einem kurzen Panikmoment wurde ich ganz ruhig: Ich bin schon mittendrin. Wie wunderbar!



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