In der letzten Woche habe ich einen zweiten Reisepass beantragt. Das hat bei ziemlich vielen Leuten in meiner Umgebung für ziemlich viel Verwirrung gesorgt. Glücklicher Weise nicht bei den Mitarbeitern des Einwohnermeldeamts, denn das ist ein ganz normaler Vorgang. Zwar steht jedem Bürger der Bundesrepublik nur ein Reisepass zu, aber unter bestimmten Umständen kann man einen zweiten beantragen.
Wenn man viel im Ausland unterwegs ist, zum Beispiel, und häufig kurz hintereinander Visa beantragen muss. Oder wenn man bereits einen Stempel aus Israel hat und danach in den Iran will. Oder mit einem iranischen Stempel noch in die USA einreisen muss. Oder wenn man – wie ich – viel zu viele Grenzübertritte auf einer Reise plant und die noch freien Seiten im aktuellen Pass unterwegs knapp werden könnten.
Ich habe mich lange gesträubt, einem zweiten zu beantragen; dachte, das müsse doch nicht sein, schließlich habe ich keine restriktiven Länder auf der Liste. Dann erwischte ich mich dabei, dass ich zum wiederholten Mal abzählte, wie viele Länder sich eine Seite teilen müssten, damit ich hinkomme, und recherchierte, was wohl passieren würde, wenn der Pass unterwegs voll wird. Lasst es mich kurz machen: Es wird kompliziert. Und teuer. Außerdem gibt es Länder wie Botswana, die bei Einreise noch sechs freie Seiten im Reisepass fordern. Also entschied ich mich doch, zur Sicherheit einen zweiten zu beantragen und frage mich inzwischen, was das Problem war.
Um meinen zweiten Reisepass zu bekommen, musste ich einen formlosen Antrag stellen, in dem ich erklärte, warum ich einen zusätzlichen brauche und gleichzeitig mein erster Pass gültig bleiben muss (weil auf ihn schon Visa ausgestellt sind bzw. beantragt wurden). Dann habe ich für die biometrischen Fotos nicht in die Kamera gelächelt, aber dafür die nette Beamtin, die mich top beraten hat, ganz freundlich angelächelt und ihr 59 Euro rübergeschoben. Schon ist der zweite Pass auf dem Weg zu mir.
Ganz beruhigt schicke ich jetzt meinen ersten Pass mit einem weiteren Visumsantrag an die nächste Botschaft.
Bei meinen Visa-Vorbereitungen wurde ich übrigens ständig daran erinnert, dass es großartig ist, einen deutschen Reisepass zu haben! Dank der guten internationalen politischen Beziehungen Deutschlands, schließt uns unser Pass weltweit die meisten Länder auf. Laut Visa Restrictions Index 2016 (PDF) erhalten wir problemlos Einreise in 177 Länder. Kein anderer Pass öffnet so viele Türen visafrei. Und schon ist mein Visa-Stress mit insgesamt bisher nur vier Vorabanträgen relativ. Für meine Abenteuerreiselust bin ich in das perfekte Land geboren worden. Was für ein Geschenk!
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Bildnachweis: das Ergebnis einer spontanen Fotokooperation von Herrn Mascher und Frau Hartmann. Verbindlichsten Dank!
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