Meine Schulzeit in Peru

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In Peru wollte ich Spanisch lernen, denn Südamerika macht einfach mehr Spaß, wenn man sich auch ordentlich verständigen kann. Außerdem wurde es nach all dem Herumgereise Zeit, meinem Hirn neue Herausforderungen zu stellen. Und so kam ich nach Cusco.

Leider hatte ich ein bisschen Pech mit meiner Gastfamilie, auf die ich mich so gefreut hatte. Sie betrieb die Schülerbespaßung eher aus finanziellen als aus kulturellen Interessen. Auch waren die drei Familienmitglieder äußerst selten zuhause, so dass die erhofften Familienabende oder zumindest gemütliche gemeinsame Mittagessen ausfielen. Dafür verstanden wir drei Gastschüler dort uns gut und die Sprachschule gefiel mir auf Anhieb.

Am Montag wurden wir nach einem kleinen Test – der bei mir mangels nennenswerter Vorkenntnisse sehr kurz ausfiel – in verschiedene Klassen eingeteilt. In der ersten Woche hatte ich nachmittags Unterricht. Ich brauchte ein paar Tage, um mich nicht mehr wie eine Schülerin zu fühlen und in alte, ach-so-bekannte Muster zu fallen. Irgendwann schaffte ich es jedoch, mich daran zu erinnern, dass ich erwachsen bin und ich es nur vor mir selbst rechtfertigen muss, falls ich meine Hausaufgaben nicht machen sollte. Und ab da machte der Unterricht mir noch mehr Spaß.

In unserer kleinen Klassen hatten wir vier Stunden Unterricht bei zwei verschiedenen Lehrerinnen am Tag. Mein Hirn weigerte sich am Anfang jedoch standhaft, sich für Spanisch zu öffnen und obwohl ich keine Probleme mit der Grammatik hatte, fielen die neuen Wörter wie durch ein Sieb. Am Ende der ersten Woche fand ich mich – unter großen Protesten (wie albern ich manchmal sein kann) – auf dem Hauptplatz der Stadt und fragte unschuldige Passanten nach dem Weg zum Postamt. Und siehe da: Es ging.

In Peru gibt es jede Menge Feiertage. Einer davon ist der Tag der SchülerInnen, der auf meinen ersten Sprachschulfreitag fiel. Unsere LehrerInnen veranstalteten ein kleines Fest und tanzten für uns.

Auch sonst gab es jeden Tag ein Angebot: Film schauen, Museumsbesuch, Tanzkurs. Vormittags nahm ich mir abwechselnd Zeit zu lernen oder die Hauptstadt des Inkareiches zu erkunden.

Die zweite Woche verbrachte ich in einer Art Landschulheim in einer Finka im Tal der Inkas. Hier lernten wir vormittags fleißig und fuhren nachmittags die Sehenswürdigkeiten der Gegend ansehen. Außerdem fuhren wir gemeinsam auf den Markt, wo ich erfolgreich auf spanisch bei den Marktfrauen shoppte, besichtigten eine Brauerei, ein Schokoladenmuseum und eine Chicheria – ein Ort, an dem Maisbrause gebraut wird.

Im Tal der Inkas zu wohnen und dort in die Schule zu gehen hat mich sehr, sehr glücklich gemacht. Jeden Morgen leuchtete mich die Sonne, die hinter den Bergen hervorkletterte, aus dem Schlaf, ich stand auf und freute mich auf das gemeinsame Frühstück, den Unterrichtsbeginn, darauf, etwas Neues zu erfahren, besser zu werden, mich durch spanische Sätze zu hangeln. Und ich fühlte mich so zeitgereist. Seit Ewigkeiten habe ich zum ersten Mal wieder meine Hausaufgaben kurz vor Klassenbeginn erledigt und dabei dieses „Kommt sie schon?“-Kribbeln verspürt. Wir haben gegiggelt wie die Teenies, während die eine Hälfte von uns in einem Stockbett lag und saßen zu viert hinten in einem dafür viel zu kleinen Auto. Und ich spürte, dass ich mit jedem Tag besser wurde, ganz ohne Vokabeln zu büffeln.

Ich merkte, dass ich erstaunlich viel auf spanisch verstehe, wenn man laut und langsam genug mit mir redet. Als ich am Ende der zweiten Woche dann schon einen ganzen Liedtext fast ohne Vokabelhilfe verstand, war ich mächtig stolz. Auf einer Mauer stand: „Das Gesicht des Dorfes ist das Gesicht des Nachbarn.“ Ich bin nicht ganz sicher, wie mein Nachbar aussieht, aber ich hab es im Vorbeifahren verstanden.



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