Kalahari trifft Realität

Veröffentlicht in: Afrika, Botsuana | 0

​Der Regen kam sehr spät in diesem Jahr. Und als er endlich kam, gab es sehr viel davon. So kam es, dass wir, als wir die Kalahari durchquerten, in einer sonst staubtrockenen Salzpfanne einen kleinen Salzsee vorfanden. 
Aber auch sonst war die Kalahari anders, als ich sie mir nach jahrelangem Konsum von Sielmann-Dokumentationen vorgestellt hatte [Sielmann steht hier stellvertretend für Tier- und Landschaftsdokus über die Kalahari. Oder das südliche Afrika. Irgendein findiger Bruder wird mir sonst erzählen, dass Sielmann nie eine Kalahari-Doku gedreht hat oder dass es sie zwar gibt, wir sie aber nicht gesehen haben, weil an dem Abend Fußballländerspiel war. Doch zurück zur realen Kalahari:].
Das [~dieser überraschende Eindruck] mag zum einen an meiner Perspektive liegen: Ich saß mit 20 anderen Menschen in einem vollklimatisierten Bus und ließ mich von afrikanischem Pop bedudeln, während ich auf einer Teerstraße mitten durch die Wüste gefahren wurde. Die einzigen Tiere, die wir dabei auf und an der Straße zu sehen bekamen, waren Esel, Ziegen, ein paar Pferde und jede Menge gutgenährte Kühe. Dazwischen Schilder, Blechschuppen, Schotterwege und immer wieder auch runde lehmverkleidete Hütten mit Grasdächern.

Nachdem mir der Grund für meine Enttäuschung klargeworden war, versuche ich, mir die Zivilisation wegzudenken. Die Büsche und Bäume säumen nicht die Straße; die Straße wurde durch sie hindurch gebaut. Und die Stromleitung, die uns begleitete, gleich mit. Doch zu beiden Seiten der Straße erstreckt sich ebenes, karg bewachsenes Land, viel, viel weiter als die Sträucher und halbhohen Bäumen mich blicken lassen. Irgendwo dort draußen sind sie, die Zebras, die sich in der kargen Steppe von Löwen jagen lassen, die Giraffen, die an den fast kahlen Bäumen knabbern und die Elefanten, die den Elefantenkorridor durchschreiten, wenn wir gerade nicht zusehen. Irgendwo dort: die Savanne aus meinem Kopf.

In Gedanken hob ich mich zu den tiefhängenden Wolken empor, setzte die Puzzlestücke der Realität mit denen aus meiner Doku-Erinnerung zusammen – und da war sie: meine Kalahari. Kraftvoll und wunderbar wie eh und je.



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