Expedition in Patan

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An meinem dritten Tag in Nepal zog ich zum ersten Mal zu Fuß los, um ein paar Stunden die Stadt alleine zu erkunden. Mir waren dafür die Gassen der Altstadt von Patan empfohlen worden, die quasi um die Ecke lagen.

Patan ist eine der drei alte Königsstädte in Kathmandutal, die heutzutage eigentlich Lalitpur heißt und nur vom Fluss getrennt mit Kathmandu verschmilzt. Vor gut 1.000 Jahren war Patan mit 100.000 Menschen sogar einmal die zehntgrößte Stadt der Welt. Da ich mich überraschen lassen wollte, hatte ich vor dem Losgehen nicht den Reiseführer oder das Internet befragt und wusste nicht, was mich erwarten würde. Ich machte mich daher auch nicht auf, den berühmten Durbar Square zu suchen, sondern lief einfach mal ohne Navi auf gut Glück los.

Ich stromerte durch die kleinen Gassen und Hinterhöfe, die von der größeren Straße, über die ich in das Viertel gekommen war, abgingen und blieb immer wieder voll Staunen stehen. In den Hinterhöfen waren Pagoden und Tempel zu entdecken und kleine Geschäfte und Gassen, über denen bunte Fahnen flatterten.

Die alten Häuser, die engen Straßen und der Einblick in das Leben in diesem Viertel begeisterten mich. Bei meinem Streifzug entdeckte ich, dass man Stacheldraht auch sinnvoll nutzen kann.

In den Hinterhöfen stieß ich auf eine buddhistische Stupa, in deren Anlage ein hinduistischer Tempel integriert war. Die Religionswissenschaftlerin in mir war erst höchst verwirrt und dann zutiefst begeistert. Ja, das ist Nepal.

Mir fiel auf, dass es wohl kalt war an diesem Tag im März, quasi Winter. Außer mir trugen viele Menschen auf der Straße Jacken oder dicke Pullis. Bei 27 Grad.

Hatte ich ursprünglich befürchtet, angequatscht zu werden, wurde schnell klar, dass ich höchstens angelächelt wurde, sich hier aber eigentlich niemand für mich interessierte. Ein paar Kinder sagten schüchtern oder kämpferisch „Hello!“ und freuten sich, wenn ich „Hello. How are you?“ zurücksagte. So hatten sie es schließlich in der Schule gelernt. Und dann waren da noch zwei Jungen, die hinter mir hoch hüpften, als ich stehen blieb, und lachten. Zwar wurde ich den Verdacht nicht los, dass sie sich über mich lustig gemacht haben könnten, aber sie wollten wohl nur mal ausprobieren, wie die Luft da oben so ist.

Ich wurde Zeuge einer Wasserschlacht zwischen einer Horde Jungen, die mit Wasserbomben – Frühstückstütchen mit Wasser gefüllt – unten im Hof standen, und drei etwa gleichaltrigen Mädchen, die mit Wassereimern im dritten Stock am Fenster standen. Mir machte schon das Zuschauen Spaß, aber dieser Spaß war wohl nichts im Vergleich zu dem, den die laut lärmenden Kindern bei ihrer Schlacht hatten.

Später sollte ich lernen, dass das, was ich von Patan gesehen hatte, nichts im Vergleich zu dem war, das ich nicht gesehen hatte. Aber abseits vom Trubel des Durbar Squares hab ich doch viel mehr von dem Patan gesehen, das ich zu finden ausgezogen war. Expedition erfolgreich abgeschlossen.



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