Thailändische Chipstüten in einem Einkaufswagen

Alles schön exotisch, oder?

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Die Badezimmer. Ich fotografierte sie nicht, die Hockklos in Nepal, die kleinen Fische im Handwasch-Wasserbecken in Kambodscha, die Badezimmer ohne Waschbecken in Indonesien, in denen ich auch nach zwei Wochen jedes Mal wieder unschlüssig herum stand. Schade eigentlich, dass ich das versäumt habe zu dokumentieren, zeigen Badezimmer doch viel besser, was ein Land ausmacht als sonnige Fotos der Hauptsehenswürdigkeiten.

Auch wenn ich dachte, ich zeige euch ein realistisches oder zumindest mein realistisches Bild der Welt, dann sind meine Fotos und meine Gedanken doch nur Ausschnitte. So viel bleibt ungesagt, ungezeigt, unbeachtet. Schulkinder auf dem Heimweg, Schuhe am Straßenrand, das Summen in Markhallen, der Geruch auf den Straßen, Ameisen, Geckos an der Zimmerdecke, Mais-Chips mit Schokodip, Sonnenstrahlen über dem Bergkamm, das Trommeln des Monsuns auf dem Blätterdach, ein leuchtend gelber Vogel im Geäst und noch eine vorbeifliegende Landschaft.

In den Medien bekommen wir Bilder der Welt vorgestellt, die möglichst fremdartig, aufregend, exotisch sein wollen. Bei all dieser Exotisierung übersehen wir dann schnell, dass wir Menschen überall auf der Welt so viel gemeinsam haben und unsere Grundbedürfnisse gleich sind. Auch in fremden Kulturen können wir uns verständigen und uns kennenlernen, wenn wir uns offen begegnen. Zeremonien in buddhistischen Tempeln kommen mir inzwischen genauso fremd oder vertraut vor wie der Almabtrieb oder Karneval.

Standards der Mittel- und Oberschicht scheinen sich weltweit immer mehr anzugleichen. Auch innerhalb von uns scheinbar fremden Ländern gibt es große Unterschiede. So fand ich auch in Nepal oder Indonesien in Touristenorten oder Privathäusern die mir eigentlich-vertrauten Toiletten, die mir dort merkwürdig fremd waren. Handys und Internetempfang gibt es in fast jedem von mir bereisten Winkel dieser Erde und man kann damit außerhalb Deutschlands oft viel mehr anstellen als bei uns.

Wer sehen möchte, wie ähnlich Menschen weltweit leben, dem empfehle ich die super spannende Dollar Street, eine Online-Fotogallerie, in der Fotos von mehr als 250 Haushalten aus der ganzen Welt gesammelt sind – ja, auch die von Toiletten. Bei einem virtuellen Spaziergang durch diese digitale Straße erkennt man gut, was heute die wahren Ursache für Fremdheit ist: Armut.



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