Sydney, my love

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Das Erste, was mich an Sydney überraschte, war, dass die Stadt schon aus dem Flugzeug viel größer war, als ich mir das so vorgestellt hatte. Und aus der Luft konnte ich schon die Oper sehen. Beim Landeanflug auf den Flughafen spendierte mir Sydney dann noch einen wunderschönen Sonnenuntergang am Horizont. Was für ein guter Start!

Dem konnte auch kein Abbruch tun, dass das Flughafen-Shuttle sehr lange auf sich warten ließ und ich ziemlich durchgefroren war, als ich endlich auf dem Weg zu meiner Unterkunft war. Dort stellte sich heraus, dass die Hotelbesitzer, meinen Schlüssel nicht bereitgelegt hatten, aber Hakuna Matata. Eher später als früher lag ich dann doch in meinem neuen Bett und lächelte seelig. Hallo, Sydney.

Bei meinem ersten Stadterkundungsgang strandete ich schon wenige Querstraßen weiter in einem Buchladen. In einem richtigen, wunderbaren Buchladen! Ich versank zwischen Seiten, die ich endlich wieder lesen konnte und entschied mich für vier Bücher, die ich mir eigentlich gerne sofort gekauft hätte, die ich aber stattdessen ganz vernünftig auf meine Geburtstagsliste schrieb. Wie wunderbar, wieder in einer Zivilisation zu sein, die meine Sprache spricht.

Zurück auf der Straße umwehte mich maritimer Wind, der sich am Ufer in eine steife Nordseebrise wandelte. Genauso eine, wie ich sie so vermisst hatte in den letzten Monaten. Spätestens an den ersten Grünanlagen begriff ich, dass Sydney eine menschenfreundliche Stadt ist: Statt hier alles zu verbieten wie in Singapur ist hier so vieles erlaubt und speziell für Menschen zum Vergnügen gemacht. Im botanischen Garten – den man natürlich kostenlos betreten kann – stehen Schilder, die dazu einladen, das Gras zu betreten und die Bäume zu umarmen. In der ganzen Stadt fand ich Ausgucktürme und -plattformen, von denen ich ganz bequem die Aussicht bewundern durfte. Die Benutzung von Liften ist Unbefugten nicht verboten, sondern Anwohnern und Menschen mit Behinderung vorbehalten.

Und endlich fand ich in Sydney meinen Frühling 2017. Im botanischen Garten blühten Narzissen und Bellis, Flieder und Stiefmütterchen. Die Sonne schien aus einem klaren blauen Himmel und die Schatten, die auf mich fielen, wurden häufig von Kakadus geworfen, die hier in großen Schwärmen leben.

Ich ließ mir am Watson Bay die Gischt ins Gesicht wehen und spazierte von Bondi Beach immer an der Küste entlang nach Coogee Beach, erkundete einen Friedhof mit Meerblick, beobachtete Vögel, streifte durch Museen und ließ mich sorglos durch die Häuserschluchten der Metropole treiben. Abends präsentierte mir Sydney schicke Sonnenuntergänge und leckeres Essen.

An meinem dritten Sydney-Tag löste ich mein coolstes Geburtstagsgeschenk ein und besuchte das SeaLife-Aquarium am Darling Harbour. Dort freundete ich mich mit Rochen, Haien, Pinguinen und Dugons an und trat dem Team Turtle bei. Dafür gelobte ich u.a. stets wiederverwertbare Einkaufstaschen zu benutzen und keine To-Go-Becher-Deckel und keine Strohhalme mehr anzunehmen. Dementsprechend traf mich fast der Schlag, als ich das Aquarium durch die große Halle verließ – in dem eine australische Fast-Food-Kette munter Plastikbecher, Strohhalme und Tüten zu ihrem Essen servierte. Mpf. Es ist noch ein langer Weg, bis wir die Welt gerettet haben, auch in Sydney.



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