Die Blue Mountains (Blauen Berge) kann man sich auch mal kurz auf einem Tagesausflug von Sydney aus ansehen. Oder man hat sich schon vor Jahren in den Namen verliebt sowie in die Vorstellung, in dieser Felsenlandschaft wandern zu gehen, und verbringt deshalb lieber gleich ein paar Tage dort – so wie ich.
Die Blue Mountains liegen tausend Meter höher als Sydney und tragen ihren Namen von feinen Eukalyptustropfen, die die Bäume in dieser Gegend wie einen blauen Dunst umgeben. Wenn sich darin noch die Sonne verfängt, sind die Waldwogen in mystisches Licht getaucht.
Und auch meine Wanderungen waren fast magisch. An einem Tag fuhr ich mit der steilste Schienenbahn der Welt hinab in ein Tal, in dessen windgeschütztem Mikroklima sich ein Regenwald angesiedelt hat. Durch diesen spazierte ich auf Bohlenwegen, bewunderte das Grün um mich und lauschte. Dabei entdeckte ich zum Beispiel einen braunen fasanartigen Vogel, der auf seinen großen Füßen durchs Unterholz knisterte.
Oben auf der Ebene blühten die Kirschbäume am Straßenrand und die Rhododendren in den Gärten und Parks. Endlich bekam ich doch noch Frühling in meinem Reisejahr! Und dazu die wunderschönen roten Rosellas, die mit wenigen Schlägen ihrer blauen Flügeln in den Wipfeln verschwanden.
Zwischen Felsvorsprüngen stieg ich hinab in tiefe rauschende Schluchten, an deren steilen Hängen sich Bäume in den Fels krallen und Bäche hinabstürzen. Das Wasser der Blue Mountains ist aber nicht mehr trinkbar. Auch dieses Paradies hat also dunkle Flecken, wenn man genauer hinsieht. Doch über mir krakelten weiße Kakadus in den Baumwipfeln und ließen mich alles Schwere schnell wieder vergessen. Ich wanderte unter Überhängen entlang und gelangte an Aussichtspunkte, die mich laut aufjuchzen ließen. Zum Glück war ich lange niemandem mehr begegnen, der mich daran gehindert hätte.
Ich sah mir die Felsformation der drei Schwestern an und vermisste meine eine. Ich schaute majestätische Wasserfälle hinauf und hinunter, balancierte über Stege, auf denen frühmorgens noch Eis glitzerte, matschte durch Dauerpfützen und kletterte unzählige Stufen hinauf, scheinbar nie hinunter. Was ich nicht sah in all meinem Wanderglück, war der Phantonfall am Narrow Neck, aber dafür gibt es ja youtube. Und obwohl ich einmal nass wurde, hatte ich wunderschönes Wanderwetter und viel Ruhe.
Zwischen all den Eukalyptusbäumen der Blue Mountains müssen Koalas leben, auch wenn ich natürlich keinen von ihnen sah. Damit bin ich nicht allein. Seit den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts glaubte man eigentlich, dass es hier keine Koalas mehr gäbe. Zu viele waren wegen ihres Fells getötet worden. Und dann gab es 2013 ein großes Buschfeuer in dieser Region – und plötzlich sah man Koalas die Straßen überqueren und wieder im Unterholz verschwinden. Erst seitdem weiß man, dass es hier wieder Koalas gibt. Verrückte, starke, wundergefüllte Welt. Seid ihr eigentlich auch so verliebt in Australien wie ich?
Nicki
Die Koala-Geschichte ist ja wirklich ganz wundervoll! Und die Bilder sind unglaublich schön! Ich bin auch ein bißche verliebt. 😉