Peru: Abreisegedanken

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Peru ist mir ins Herz gegangen. Dazu haben natürlich auch die Lehrerinnen in meinem Sprachkurs beigetragen, die mir so viel über ihr Land vermittelt haben; aber mindestens genauso wichtig waren all die Menschen, die mir hier bei meinen ersten Spanisch-Gehversuchen begegnet sind.

Meine Begegnungen mit den PeruanerInnen und dem reichen historischen Erbe des Landes haben mir die Augen geöffnet für eine Kultur, dir ich nur vom Hörensagen kannte. Besonders die PeruanerInnen sind sehr stolz auf ihre Herkunft und das kulturelle Erbe der Inkas. Und sie üben sich in der Vermarktung – auch wenn das manchmal merkwürdige Züge annehmen kann. Inka-Brause und Inka-Burger sind da noch die normaleren Beispiele – oder wie es ein Stadtführer in Cusco formulierte: „Inka-Essen, Inka-Massage, Inka-Toiletten, Inka-Alles“. Aber es ist faszinierend zu sehen, dass die PeruanerInnen ihre Vorfahren nicht vergessen haben und stolz sind auf ihre reiche Kultur.

Ich bewunderte die uralten Gemäuer in den Straßen der Hauptstadt des Inkareichs und lauschte den spannenden Geschichten der Stadtführer. Ich erfuhr, wie die Inkas Statistiken führten und Arbeitskräfte verwalteten. So richtig erreichte mich die Hochkultur der Inkas aber erst, als ich bei Machu Picchu kurz nach Sonnenaufgang abseits des Trubels die Inka-Brücke erreichte. Dieser schmale Pfad war vor 600 Jahren an die Steilwand des Felsens gebaut worden. Erst dort überrollte mich die Ehrfurcht vor diesen Baukünstlern so richtig.

In Cusco lebte ich in einem sehr modernen Umfeld, mit ähnlichem Standard wie bei uns, aber während meiner Woche im Tal der Inkas und auch später sah ich, wie andere Menschen in Peru leben und wie viel Armut es hier noch gibt. Peru gehört zwar offiziell zu den Schwellenländern und die Armut sink – aber es gibt noch viel zu viel davon in diesem Land. Der Boom des hier heimischen Quinoas als neues „Superfood“ sorgt nicht für Wohlstand in den Anden, im Gegenteil: Weil wir im Westen die Märkte leerkaufen und die Preise steigen, die Bauern davon aber nichts abbekommen, müssen viele PeruanerInnen inzwischen auf Nudeln und Reis als Grundnahrungsmittel ausweichen. Worüber sich die PeruanerInnen jedoch mir gegenüber beschwerten war nicht die Armut und die damit einhergehenden schlechten Bildungschancen für viele Menschen, sondern die hohe Korruption im Land, die so ganz und gar den überlieferten Prinzipien der Inkas widerspricht.

Auch wenn ich glaubte, auf den Straßen Südostasiens viel erlebt zu haben, so hatte der Verkehr in Peru eine neue Dimension. Es gibt dort zwar viel weniger Autos, jedoch fahren und laufen die PeruanerInnen einfach drauflos, ohne sich umzublicken oder füreinander abzubremsen, und das bei deutlich höherer Geschwindigkeit als in Südostasien. So kommt man kaum dazu, die vielen schicken VW-Käfer zu bewundern, die in Peru noch auf den Straßen unterwegs sind.

Beim täglichen Konsum von Coca-Tee verlor ich meine Vorurteile gegenüber dieser vermeintlichen Droge, die doch nur ein natürliches Genussmittel ist. Spätestens nach meinem Besuch im Coca-Museum hatte mich die heilige Pflanze mit seiner langen, langen Tradition am Haken. Ob es an meiner Liebe zu Coca-Tee lag oder an meiner Atacama-Akklimatisierung: Meine Zeit in den peruanischen Anden war nicht durch die lästige Höhenkrankheit getrübt. Im Gegenteil: Meine Zeit in Peru war ungetrübt und sehr glücklich. Ich nehme die Faszination für eine so fremde und uns doch ganz nahe Kultur mit mir. Bis bald einmal wieder, Peru.



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