Dala: Abendlicher Fährausflug in eine andere Welt

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Ich stieg von der Fähre und war mittendrin in der Welt, die ich so ähnlich gestern aus der Ringbahn gesehen hatte. Na ja, erstmal war ich mitten im Chaos des Fähranlegers und all der Männer, die meinten, ich bräuchte dringend einen Guide, ein Motorradtaxi oder etwas zu trinken.

Eigentlich hatte ich keine Ahnung, was ich auf dieser Uferseite machen wollte. In meinen Reisenotizen hatte nur gestanden: „Fähre -> Dala!!!“. Da ich in all den Reiseführern und Blogposts zu Yangon nichts mehr darüber gelesen hatte und auch meine Karten-App weder den Namen Dala noch eine Fähre anzeigte, war ich inzwischen davon ausgegangen, dass ich mich in der Stadt geirrt hatte. In Mandalay gab es ja schließlich auch einen Fluss. Und dann hatte ich vorhin am Bahnhof zufällig eine Karte gesehen, wo die Fähre eingezeichnet war.

Da es langsam schon spät wurde, war ich sofort zum Fluss geflitzt. Dort war ich aus der Schlange gefischt und zu einen Spezialschalter für Touristen gebracht worden. Statt wie alle anderen 200 Kyat (14 Cent) für die Überfährt zu zahlen, sollte ich 4.000 Kyat (2,80 Euro) für den Hin- und Rückweg zahlen. Das wurmte mich so ein klitzekleines Bisschen, aber was blieb mir anderes übrig? Ich wollte ja hinüber und als Birmanin konnte ich mich schlecht tarnen.

Den netten Jungen, der anbot, mir für weitere 3000 Kyat, die Sehenswürdigkeiten zu zeigen, ließ ich am anderen Ufer zurück. Obwohl er sein Geld bestimmt wert gewesen wäre, wollte ich lieber alleine auf Entdeckungstour gehen. So stand ich da also nun und ging einfach mal los, um das Chaos am Anleger so schnell wie möglich hinter mir zu lassen.

Auf meiner Karte hatte ich zwei Pagoden gesehen und die steuerte ich jetzt an. Der Weg dorthin führte mich durch ein ganz normales Wohnviertel. Die Sandstraße säumten Holzhäuser, Hütten aus geflochtenen Matten und viele Bäume. In einigen Zimmern flimmerte schon die Fernseher und Kinder spielten am Weg, die mir fröhlich zuwinkten und „Minglabar“ zuriefen. Von dieser Straße gingen schmale Betonwege ab, die später ebenfalls beleuchtet waren und die an Häusern aus Beton vorbeiführten.

Viele der Häuser an der Sandstraße hatten auch einen kleinen Shop, eine Garküche oder eine Eatery (Imbiss) dabei. Ich ging an einem „home gym“ vorbei, einem garagengroßen Haus mit einer Streckbank, einer Matte und einigen Hanteln; die Wände waren aus Gitterdraht. Ähnlich sah die ebenfalls sehr beliebte „pool hall“ aus, in der ein Billardtisch stand.

Auf der linken Seite war ein großes, dreistöckiges Betonhaus, das ich von Weitem für eine Ruine hielt. Beim Näherkommen sah ich aber, dass es ein Mehrfamilienhaus war, das durchaus bewohnt war.

Die schönen Pagoden, die ich noch besuchte, waren zwar interessant, aber definitiv nicht die Hauptattraktionen dieses Stadtteils. Viel spannender fand ich das Leben ringsum. Schade, dass der drohende Fährschluss mich viel zu bald zurück zum Anleger trieb. Ein wunderbarer Abendausflug in diese ruhige Welt so nah am geschäftigen Treiben Yangons.



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