Der Tag fing schon merkwürdig an. Um acht sollte es Frühstück geben, mit angebauten Zelten und alles soweit fertig. Außer mir und ein paar wenigen tapferen Recken war kaum jemand auch nur annähernd pünktlich. Und so kamen wir viel zu spät los. Die Alarmanlage des Landos pfeifte leise vor sich hin und wir sammelten einen Mechaniker ein, der sich das mal anhören sollte. Eine Lösung gab es leider nicht und wir lernten bald, das Pfeifen zu ignorieren.
Vor uns lagen 450 Kilometer, 450 afrikanische Kilometer. Wir richteten uns also gemütlich ein. Nach gut einer Stunde bremste der Lando auf freier Strecke ab. Unser Guide Farai sprang mit einem Besen bewaffnet aus dem Bus und lief zurück. Der Lando fuhr langsam weiter auf den Seitenstreifen zu, Freedom rief „bushy, bushy“ – da sank der Lando vorne links in den abschüssigen, aufgeweichten Boden ein und kippte bedenklich zur Seite.
Wir verließen alle schnell das Fahrzeug und versammelten uns vor dem Lando. Er war zwar noch ein ganzes Stück weiter eingesunken, so dass die Tür nicht mehr ohne Weiteres zuging, aber er war noch nicht gekippt. Glücklicher Weise befanden wir uns gerade in der relativen Nähe von Freedoms Familie, die er zur Hilfe rief. Und dann warteten wir.
Die Zeit vertrieben wir uns mit Sandmalerei, Dosenwerfen und Rumsitzen. Und mit bushy bushy natürlich, denn dafür waren wir schließlich dort. Der Himmel blieb bewölkt und einigermaßen trocken. Gut war auch, dass uns weder Elefanten noch Löwen beim Warten Gesellschaft leisten wollten. Alles großes Glück im Unglück, dessen ich mir – erstaunlich gut gelaunt – sehr bewusst war.
Noch bevor ich anfing, mich zu langweilen, kam tatsächlich ein Truck angefahren. Und dann ging alles ganz schnell: Mit einem Stahlseil und einer Stahlkette wurde der Lando an den Truck geknotet und ließ sich anstandslos in zwei Versuchen zurück auf die Straße ziehen. Ihr könnt euch vorstellen, wie 22 Abenteurer daneben standen und applaudierten.
Zurück auf der Straße genehmigte sich die eine Hälfte der Gruppe erstmal ein Cider. Der Grund für Farais Besengang war übrigens eine kleine Schildkröte gewesen, die auf der Straße gesessen hatte und die er vor dem nahenden Verkehrstod retten wollte.
Nächster Stopp sollte eine „local experience“ sein, ein kleines Zentrum, in dem sich verteilt auf mehrere Häuser kleine Geschäfte, ein Metzger und eine Kneipe befanden. Als wir den Bus verließen, fing es an zu regnen. Und es wurde schnell schlimmer. Wir flüchteten uns in die leere Kneipe mit angeschlossenem Partyraum, kauften uns Bier und warten. Als der Regen weniger wurde, mussten wir direkt wieder in den Lando steigen, um weiterzufahren. Local interaction: the barkeeper.
Wir waren noch nicht wieder lange gefahren, da hielt uns eine der berüchtigten Polizeikontrollen Simbabwes an. Freedom und Farai waren erst sehr kooperativ, wurden aber zusehens wütender. Zwischendurch erklärte uns ein ziemlich saurer Freedom, was da vor sich ging: Die Polizisten suchten nach einem Grund, den Bus aufzuhalten, weil sie Bestechungsgeld wollten. Sie hatten eine Bescheinigung erfunden, die bezeugen sollte, dass der vorhandene Feuerlöscher auch funktioniert. Und diese Bescheinigung hatten wir natürlich nicht.
Freedom weigerte sich, die Polizisten zu bestechen und stritt mit ihnen rum. Vierzig Minuten lang. Am Ende zahlen wir 20 US Dollar Strafe und fuhren endlich weiter.
Gruppe Cider öffnete die nächsten Biere, um auf ein weiteres überstandenes Abenteuer anzustoßen. Ab da brauchten wir auch keine Abenteuer mehr als Grund. Es kamen aber noch welche.
Mittags sollten wir als weitere „local experience“ rustikal essen gehen. Da wir unserem Zeitplan sehr hinterher hingen, rief Farai dort an, um unser Essen zum Mitnehmen zu bestellen. Als wir dort ankamen, war noch nichts vorbereitet. Und so warteten wir wieder, bis die Sandwiches für uns zubereitet waren.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Cider und dementsprechend vielen bushy bushy Stopps. Lustig fand das wohl nur die hintere Hälfte des Landos.
Es war bereits dunkel und regnete wieder, als wir die letzte Stadt vor unserem Camp erreichten. Dort kaufte Farai für alle Fast Food Hühnchen mit Pommes zum Mitnehmen. Das war jetzt mal eine wahre „local experience“.
Eine weitere Stunde später waren wir am Camp. Dort war der Boden komplett aufgeweicht. Es regnete und war dunkel. Das Camp war das einfachste unserer gesamten Tour. Auf Zelten hatten wir wenig Bock. Es gab vier kleine Zwei-Bett-Hütten, in die wir je drei Abenteurer quetschen. Einige schliefen freiwillig im Bus. Ich baute mein Zelt in der offenen, überdachten Bar auf und kroch bald hinein. Genug Abenteuer für einen Tag.