Als Kind habe ich im Zoo von Osnabrück einem Elefanten einen großen runden Brotlaib anreichen dürfen und dabei mit der anderen Hand schnell seinen Rüssel berührt. Wie er sich anfühlte, habe ich seitdem nie vergessen und träumte heimlich von einer weiteren Begegnung mit einem grauen Giganten.
Im Gegensatz zu afrikanischem Elefanten leben asiatische inzwischen hauptsächlich nur noch in Gefangenschaft. Oder sollte man besser sagen: domestiziert? Es gibt nur noch 2.700 asiatische Elefanten in der Wildnis, 3.300 leben bei und mit Menschen. Möglichkeiten, mit ihnen zu interagieren, werden in ganz Südostasien angeboten und schon seit Nepal liebäugele ich damit; ich war aber äußerst, äußerst skeptisch. Nachdem ich mich kurz mit den Bedingungen beim Elefantenreiten beschäftigt hatte, kam das nicht mehr infrage. Also ein kommerzielles Elefantencamp, in dem ehemalige Arbeitselefanten ein neues Zuahuse bekommen? Vielleicht.
Als ich nach Chiang Mai kam, gab ich mir einen Ruck; Es war Zeit für eine neue Elefantenbegegnung. Dabei hatte ich großes, großes Glück: Unter all den Anbietern suchten wir tatsächlich einen heraus, bei dem wir uns von Minute eins an sehr wohlgefühlt haben und bei dem wir nicht das Gefühl hatten, dass die Elefanten auch wieder nur ausgebeutet werden. Bei der Einfühung erfuhren wir, dass es noch ein ganz junges Camp ist, in dem zurzeit vier Elefanten leben: drei junge Babyelefanten und eine Elefantendame.
Dann wurden wir erst einmal ordentlich eingekleidet und endlich durften wir die Elefanten kennenlernen. Sie warteten schon auf uns – oder besser: auf die Bananen, die wir mitbrachten. Mit denen durften wir sie füttern. Jippie. Und ihre Rüssel fühlen sich genauso an, wie ich sie in Erinnerung hatte: warm und rauh und trocken und rillig.
Nancy, der Guide, hatte uns vorher von den Persönlichkeiten der vier Elefanten erzählt und tatsächlich war es ganz leicht, sie auseinander zu halten. Hatte ich zuerst geglaubt, vier Elefanten seien aber ein bisschen wenig für zwölf Besucher, so begriff ich sofort: Es waren genug Elefanten für alle da. Ich schloss besonders die Elefantendame ins Herz.
Als alle Bananen aufgefuttert waren, brachen wir zu einem gemeinsamen Spaziergang auf, bei dem wir alle so lange rumtrödeln konnten, wie wir wollten. Zwei der Elefanten verdrückten sich für eine Weile ins Gebüsch. Es zeigte sich auch, dass Elefanten trittsicher sind und auch auf rutschigem Boden gut klettern können. Dazu nehmen sie bei Bedarf auch ihren Rüssel zur Hilfe. Außerdem stellte ich spätestens jetzt fest, dass asiatische Elefanten ganz schön haarig sind.
Am Ende unseres Besuches gingen die Elefanten eine Runde schwimmen und anschließend konnten wir noch mit ihnen gemeinsam ins Wasser gehen. Dabei spritzte mich die Elefantendame ganz undamenhaft ordentlich mit Wasser nass. Und ich fand es großartig!
Bei meinem Tag im Camp habe ich erfahren, dass Elefanten 18 bis 24 Monate lang schwanger sind und die Mütter danach noch drei Jahre lang ihren Babies beibringen, wie man so einen Rüssel ordentlich benutzt, dass Elefanten nur bis zu zehn Meter sehen, dafür aber sehr gut riechen können, dass ihre Rüssel die Qualität von Wasser scannen können und sieben Zentimeter im Jahr wachsen, dass die Auswilderung von domestizierten Elefanten unmöglich ist und dass die älteste bekannte Elefantendame vor kurzem im Alter von 105 Jahren starb. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir aber, dass man sich auch mit Elefanten von Frau zu Frau unterhalten kann und sich ihre Rüssel wie ein warmer Feuerwehrschlauch anfühlen; genauso wie ich es all die Jahre in meinem Elefantengedächtnis abgespeichert hatte.
Sonja
Zwei Jahre lang schwanger… Oo
Wieso wurdet ihr eingekleidet?
die abenteuerliche
Ich nehme an, weil die Veranstalter wollen, dass man maximalen Spaß hat und sich dabei keine Sorgen um die eigenen Klamotten machen soll (schließlich sind solche Elefantenküsse ganz schön klebrig und wollen irgendwohin abgewischt werden 😉 ).
Sonja
Aah! 🙂
Klingt voll logisch…
??