Lieber Tjark,
ich habe mich sehr gefreut, dass wir uns am Freitag bei meinem Vortrag „‚Nö, Angst hatte ich keine‘ – Meine abenteuerliche Reise um die Welt“ kennengelernt haben. Und ich fand es super, dass du mir so spannende Fragen gestellt hast! Es ist sehr mutig, sich sowas vor so vielen Menschen zu trauen. Und noch viel mutiger fand ich es, dass du mich vorher schon in der Pause angesprochen hast.
Zuerst hast du mich gefragt, wie ich bei meinem Motorradabenteuer im Norden von Laos getankt habe. Hast du es gemerkt? Das fanden am Freitag auch noch andere Menschen sehr interessant. Und das ist auch wirklich eine naheliegende und gute Frage.
Dass es in den Bergen von Laos mit den unbefestigten Straßen, die ich euch gezeigt habe, Tankstellen gibt, kann man sich wirklich nicht vorstellen. Wie soll ein Tanklaster da auch hinkommen, besonders wenn es regnet? Und doch fahren dort oben viele Menschen Motorrad. Es ist das wichtigste und oft einzige Fortbewegungsmittel, wenn man nicht selbst laufen will. Und weil das so ist, gibt es auch in den kleinsten Dörfern die Möglichkeit zu tanken. Das sind aber keine Tankstellen, wie wir sie hier haben, sondern das Benzin wird oft aus großen Fässern verkauft, die in einem kleinen, unscheinbaren Schuppen stehen, dessen Tür normalerweise geschlossen ist. Manchmal stehen sie auch direkt an der Straße und man muss nur denjenigen finden, der sie bedienen darf. Leider habe ich von so einer Tankstelle in Laos kein Foto gemacht, aber aus Thailand, wo alles viel bunter und kommerzieller ist, habe ich eins:
Ich habe in Laos auch manchmal gesehen, dass Benzin in alten Plastikflaschen verkauft wurde. Das Foto ganz oben stammt allerdings aus Vietnam, wo dieses Vorgehen sehr üblich ist. Im Mekongdelta in Vietnam wurde auch unser Boot an einer schwimmenden Tankstelle über Flaschen betankt. Und unsere Bootführerin hat sich auch noch zusätzlich ein paar gefüllte Flaschen auf Vorrat mitgenommen.
Aber zurück in den Norden von Laos: Wo eine Tankmöglichkeit ist und wie sie aussieht, ist also in jedem Dorf unterschiedlich. Es gibt auch meist keine Schilder, die auf sie hinweisen. Die Einheimischen wissen natürlich, wo es Benzin gibt, aber ich musste meistens fragen. Das habe ich übrigens getan, indem ich auf meinen Tank gedeutet und dann mit meinem Daumen und Zeigefinger „klein“ gezeigt habe; anschließend habe ich so getan, als ob ich etwas aus einer Flasche in den Tank schütte und die Augenbrauen fragend hochgezogen. Das hat oft auf Anhieb geklappt; die Menschen haben verstanden, was ich wollte und haben in die Richtung gezeigt, in die ich fahren musste.
Einmal hat mir aber auch jemand zu verstehen gegeben, dass es in ihrem Dorf keinen Spritt gibt und mir gezeigt, dass ich noch weiterfahren muss. Da ist mir das Herz in die Hose gerutscht, denn ich hatte schon 30 km auf ein Dorf gewartet und befürchtete nun, dass ich nicht mehr genug Benzin für noch einmal 30 km haben würde. Aber ich hatte mal wieder Glück: Das nächste Dorf kam schon wenige Kilometer weiter und dort gab es eine richtige große Tankstelle mit Zapfsäulen wie bei uns. Das Dorf lag nämlich an einer großen Straße.
In den kleinen Dörfern gab es meist nur eine Sorte Spritt. Manchmal gab es aber auch zwei. Das war dann gelber und oranger, wie oben auf dem Foto aus Thailand. Mir und allen anderen Motorradfahrern haben sie immer nur den gelben verkauft. Ich hab inzwischen mal jemanden gefragt, der sich in Südostasien viel besser auskennt und erfahren, dass das Orange ein Benzin-Öl-Gemisch für Zweitaktmotoren ist, die es hauptsächlich noch in sehr alten Fahrzeugen gibt.
Als ich in Thailand das allererste Mal in Südostasien ein Motorrad betankt habe – übrigens an einer Tankstelle mit Zapfsäulen – war ich unsicher, weil ich nicht genau wusste, welchen Spritt ich brauchte. Ich konnte ja die Schilder nicht lesen. Aber ich bekam sofort Hilfe von einem Tankstellenmitarbeiter, der mir den Tank gefüllt hat. Obwohl ich früher in Deutschland auch oft Motorroller gefahren bin, den ich natürlich selbst betankt habe, habe ich mir auf meiner Reise gerne beim Tanken helfen lassen, damit nichts schiefgeht.
Ich hoffe, die Fotos, die ich hier noch beigefügt habe, und die zusätzlichen Geschichten haben dir geholfen, dir das Leben in Laos besser vorstellen zu können. Vielleicht hast du ja mal irgendwann selbst die Gelegenheit, dir das Land anzusehen? Dann musst du mir hinterher unbedingt erzählen, ob sich die Sache mit dem Tanken verändert hat.
Für deine andere Frage habe ich einen Experten zu Rate gezogen. Ich schreibe dir, sobald ich dazu Neuigkeiten habe. Ich hoffe, du hattest am Wochenende die Gelegenheit, dein cooles Lego-Bauprojekt noch abzuschließen und wünsche dir eine abenteuerliche Woche.
Griesi
Hach! Laos mit dem Mopped. Nächsten Winter mache ich das zum dritten Mal.
die abenteuerliche
Cool, das freut mich für dich. Da werde ich ja ganz sehnsüchtig, hach.